Trockenmittel oder Trocknungsmittel sind hygroskopische Granulate, das heißt, sie ziehen aktiv Wasser bzw. Feuchtigkeit aus der Umgebungsluft an und speichern diese. Abgefüllt sind die Granulate meist in Beutel, die aus speziellen Materialien bestehen. Das Beutelmaterial muss das Trockenmittel vor Verschmutzung schützen, gleichzeitig aber auch wasserdampfdurchlässig sein, um die Aufnahme der Luftfeuchtigkeit zu gewährleisten. Mit Trockenmitteln kann direkt Einfluss auf das Klima in einem umschlossenen Raum genommen werden, da durch die Wasseraufnahme des Trockenmittels die absolute und relative Feuchte der Luft gesenkt wird.
Während bei industriellen Anwendungen die Bezeichnung Trockenmittel üblich ist, hat sich für die Anwendung im Heimgebrauch der Begriff der Luftentfeuchter durchgesetzt. Mehr über Luftentfeuchter erfahren Sie im FAQ-Bereich "Luftentfeuchter für Freizeit und Auto".
Um Feuchtigkeitsschäden, wie Schimmel, Rost und aufgeweichte Kartonagen, bei Transport und Lagerung zu verhindern, wird die "Trockenmittelmethode" angewandt. Dabei wird durch Zugabe von Trockenmittel in eine geschlossene Hülle, die sogenannte „Sperrschichthülle“, bzw. in einen geschlossenen Raum die Ware geschützt. Das Trockenmittel nimmt aus der Luft Feuchtigkeit auf und reduziert die relative Luftfeuchtigkeit auf unbedenkliche Feuchtewerte.
Die absolute Feuchte der Luft ist die in der Luft befindliche Menge Wasser, in Gramm pro Kubikmeter angegeben. Die absolute Feuchte ist unabhängig von der Temperatur und gibt Auskunft über den tatsächlichen Wasserdampfgehalt der Luft.
Die relative Feuchte hingegen ist bei Transport und Lagerung von Waren viel wichtiger. Luft kann nur eine gewisse Menge Wasser aufnehmen, bevor sie als „gesättigt“ bezeichnet wird. Diese Eigenschaft ist von der Temperatur der Luft abhängig: Warme Luft kann mehr Wasserdampf aufnehmen als kalte Luft. Hier kommt die relative Luftfeuchte ins Spiel. Sie bildet das Verhältnis der absoluten Feuchte zur möglichen Sättigungsmenge ab, in anderen Worten den Füllgrad der Luft bei einer bestimmten Temperatur. Die Temperaturabhängigkeit der relativen Feuchte bewirkt, dass bei sinkenden Temperaturen und gleichbleibender absoluter Feuchte die relative Feuchte stark steigt, da das Fassungsvermögen der Luft bei sinkenden Temperaturen ebenfalls sinkt.
Dieses Phänomen wird anhand der folgenden Klimatabelle deutlich. Die Tabelle zeigt den Wasserdampfgehalt von einem Kubikmeter Luft in Abhängigkeit von der Temperatur und relativer Luftfeuchte. In der oberen Zeile wird der Wasserdampfgehalt der Luft in g/m³ dargestellt. Die untere Zeile beschreibt die Temperatur des Taupunktes in ºC.

Beispiel:
Bei 45 ºC und 60 % relativer Luftfeuchte sind 39,50 g Wasser in 1 m³ Luft enthalten. Kühlt diese Luft auf 35 ºC (Taupunkt) ab, entsteht eine relative Luftfeuchte von 100 %. Dieselbe Menge Wasser in 1 m³ Luft befindet sich also bei 45 ºC mit 60 % relativer Luftfeuchtigkeit und bei 35 ºC mit 100 % relativer Luftfeuchte.
Fällt die Temperatur weiter auf 15 ºC, kann die Luft das Wasser nicht mehr halten. Es kondensiert an der Ware und an der Umverpackung oder wird von ihr aufgenommen.
Bei 15 ºC bleibt die relative Luftfeuchte auf maximal 100 %. Es können nur 12,82 g Wasser gehalten werden. Der Rest wird von der Ware oder der Verpackung aufgenommen: 39,5 g – 12,82 g = 26,68 g Wasser.
Trockenmittel werden anhand ihrer Granulat-Zusammensetzung unterteilt. Die verschiedenen Arten von Granulaten eignen sich hierbei alle für verschiedene Zwecke.
Die gängigsten Trockenmittelarten sind:
- Silikagel
Oft in der Form durchsichtiger Kügelchen abgepackt. Kann je nach Qualität 25-39 % seines Gewichtes an Wasser einlagern. Silikagel, manchmal auch Silica Gel geschrieben, ist regenerierbar, die Regenerierung lohnt aufgrund der geringen Kosten des Materials aber selten. Ausnahmen bilden hier besonders imprägnierte Silikagele für Labore oder Testanlagen. - Tongranulat-basierte Trockenmittel
Ton ist in Deutschland das gängigste Trockenmittelmaterial für den Versand mit relativ kleinen Volumina. Tongranulate können 30 % bis 35 % ihres Gewichtes an Wasser einlagern. Tongranulate wie Bentonit werden z. B. vermehrt bei nach DIN 55473 zertifizierten Trockenmitteln eingesetzt. - Salz-basierte Trockenmittel
Trockenmittel auf Salzbasis können in Abtropfsysteme aus reinem Salz und in Kombinationssysteme mit Quellstoff eingeteilt werden. Abtropfsysteme finden neben dem privaten Hausgebrauch besonders bei Lagerungen Verwendung. Da sich Salze verflüssigen, entsteht in Abtropfsystemen eine Salzlake, die bei Austreten ein Risiko für Waren oder Oberflächen darstellen kann. Hierfür wurden Quellstoffe entwickelt, welche die entstehende Salzlake binden und so ein Austreten direkt nach der Entstehung verhindern. - Molekularsiebe
Molekularsieb ist die funktionelle Bezeichnung für synthetische Zeolithe (oder andere Stoffe), die sich durch eine hohe Adsorptionsfähigkeit und schnelle Aufnahmegeschwindigkeit für bestimmte Gase, Dämpfe oder Flüssigkeiten auszeichnen. Hierfür werden die Porendurchmesser des Zeoliths auf die Größe der aufzunehmenden Moleküle (z.B. H2O / Wasser-Moleküle) eingestellt. Molekularsiebe finden in vielen Branchen und Systemen Anwendung.
Die verschiedenen Feuchtequellen sind in folgender Abbildung visualisiert:

Für eine richtige Dimensionierung müssen alle vier Feuchtigkeitsquellen berücksichtigt werden. Es können in diesem geschlossenen System die Feuchtigkeitswerte entweder über Formeln genau berechnet oder über Erfahrungswerte geschätzt werden. Unser Kundenservice steht Ihnen jederzeit gern für eine Beratung zur Verfügung.
Die Luft speichert bei hohen Temperaturen wesentlich mehr Wasser als bei niedrigen Temperaturen. Die maximale Aufnahmekapazität von 100 % sind bei 30 °C immerhin 30,4 g/m³, aber bei 5 °C nur 6,8 g/m³. Sollte die Temperatur um 25 °C fallen, aber eine absolute Feuchte von 26 g/m³ vorliegen, treten also knapp 20 g/m³ aus. Da die Feuchtigkeit bei fallenden Temperaturen nicht durch die Außenhülle entweichen kann, lagert sie sich an und in der Ware oder den Packhilfsmitteln ab.
Umgekehrt wandert bei steigenden Temperaturen die Feuchtigkeit aus der Ware bzw. den Packhilfsmitteln in die Luft. So kann z. B. beim Verpacken im Lager eine feuchte Holzpalette die ursprünglich niedrige relative Luftfeuchtigkeit von z. B. 30 % auf 80 % in der Hülle erhöhen. Heftige Temperaturschwankungen werden nicht nur beim Transport der Ware durch verschiedene Klimazonen verursacht. Allein der Unterschied zwischen einem Tag mit starker Sonneneinstrahlung und der folgenden Nacht können in Transportcontainern über 50 °C Differenz ausmachen.

Bei der Bestimmung der passenden Trockenmittelmenge sind diverse Faktoren zu berücksichtigen. Unter der folgenden Adresse - Trockenmittel berechnen - haben wir die wichtigsten Faktoren für Sie zusammengefasst. Natürlich steht unser Ihnen gerne bei Fragen zur Seite und hilft Ihnen bei der Wahl des bestmöglichen Trockenmittels für Ihre Anwendung. Schreiben Sie uns einfach eine Nachricht über das Kontaktformular.
Die Schadensbilder variieren von Ware zu Ware. Nachfolgend finden Sie eine Auswahl an Schadensausprägungen.
- Korrosionsschäden: Eisenhaltige Erzeugnisse (Maschinen, technische Instrumente oder Lebensmittelkonserven) neigen bei höheren Luftfeuchten zu Rostbildung. Die Korrosionsschwelle liegt bei ca. 40 % relativer Feuchte.
- Schimmel: Ladungen oder Ladungssicherung organischen Ursprungs, einschließlich nicht verarbeiteter Nahrungsmittel, Textilien, Leder oder Holz und Holzerzeugnisse, neigen zur Schimmelbildung. Auch nicht-organische Stoffe wie Töpferwaren können zu oberflächlicher Schimmelbildung neigen. Die Schimmelwachstumsgrenze liegt bei ca. 75 % relativer Feuchte.
- Ab 100 % relativer Feuchte kommt es zur Kondensation von Wasserdampf zu Wasser. Folgen hiervon können sein: Stock- und Farbflecken, Zusammensinken und Versagen von Pappverpackungen, Ablösen von Etiketten oder Verklumpen und Aufquellen von Sackwaren.
Wenn Sie die genauen Schadensbilder für Ihre Ware wissen möchten und wie man dem vorbeugen kann, hilft Ihnen unser Kundenservice gerne weiter. Eine kurze Nachricht über das Kontaktformular genügt.

